Zunehmen mit Hindernissen

Da ich im letzten Tagebuchartikel bereits schrieb, dass der Termin für meine Magenspiegelung erst im Februar ist, ich aber dringend Beistand brauche, was meine Ernährung angeht – so glaubte ich zumindest -, hatte ich mir von einer netten Dame der Krankenkasse eine, wie sie sagte, Fachkundige Ernährungsberaterin empfohlen, die sogar relativ in meiner Nähe wohnt.

Super, dachte ich, dann kann ich mich mit ihr unterhalten und mir von ihr professionellen Rat einholen, was ich machen kann. Ich war zuversichtlich, jetzt jemanden zu haben, der sich mit Gastritis auskennt und mir helfen kann, trotzdem etwas zu Essen zu finden, was mein Magen verträgt.

Und so machte ich mich dann auch auf den Weg zu ihr, nachdem ich Heute morgen noch schnell bei der Bank war, weil einer der 50 Euroscheine „unter Vorbehalt“ eingezogen wurde, um ihn zu überprüfen. Ich dachte sofort: Was? Ich hatte Falschgeld?? Man muss dazu sagen, dass ich momentan meinen neuen Rechner abbezahle und jeden Monat am Ende des Monats 350 Euro von meinem Spargeld einzahle, damit dieses Geld am ersten des Folgemonats eingezogen werden kann. Doch jetzt kam das! …

Zum Glück konnte mich Bankbeamtin Frau F. beruhigen und meinte, dass es bisher noch nie vorgekommen sei, dass man Falschgeld gefunden und einbehalten hätte. Und so konnte ich mich dann getrost wieder auf den Heimweg machen, wo ich für’s erste noch mein ungemachtes Bett auf dem Balkon ausklopfte und mich danach zur Entspannung an meinen Rechner setzte.

Mein Arzttermin war ja erst um 14:45 Uhr, den ich dann auch wahrnahm. Ich glaubte, oder hatte vielmehr damit gerechnet, dass ich einige Zeit im Wartezimmer zubringen müsste und hatte den Roman meines Kumpels (Die dreiäugige Seherin) mitgenommen, um mich solange zu beschäftigen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass man mich direkt auf den Stuhl vor dem Behandlungszimmer verwies, wo es auch nicht lange dauerte, als mich meine Hausärztin begrüßte und herein bat.

Ich teilte ihr mit, dass der Termin für die Magenspiegelung erst Anfang Februar ist und so lange eben warte müsse, aber mich auf eine Warteliste hatte setzten lassen, was ich allerdings direkt mit dem Satz „Allerdings glaube ich nicht daran, dass ich früher dran komme“ abwinkte. Nun ja, da hilft halt alles nix.

Auf halbem Weg nach Hause überlegte ich mir, ob ich erst noch nach Hause gehen und erst gegen 15 Uhr losgehen wollte. Denn nun hatte ich ja jede Menge Zeit. Entschied mich dann aber doch anders und marschierte direkt zum Haus der Ernährungsberaterin. Und das war auch ganz gut so, denn da ich noch nie in dieser Gegend gewesen war, verlief ich mich direkt schon am Anfang und wäre fast in die falsche Straße eingebogen.

Zum Glück merkte ich es noch und kehrte um, wo ich dann die richtige Straße erkannte und die dann schnurstracks geradeaus ging. Der Weg war recht lang. Viel länger als er mir in Google Maps angezeigt worden war. Und so war ich froh, dass ich direkt weitergegangen war, statt erst noch zu Hause zu landen. War aber trotz allem scheinbar zu früh am Ort des Geschehens, denn als ich an der Tür klingelte machte mir niemand auf.

Zum Glück wartete ich eine ganze Weile, als ich eine Frau auf einem Fahrrad entgegenkommen sah. Ich fragte direkt: „Frau D.?“ und sie antwortete mit der ersten Silbe meines Nachnamens, den ich bereitwillig komplettierte. Und nach ein wenig belanglosem Geplänkel bat sie mich dann auch herein.

Zu Beginn hat sie sich erst einmal vieles von mir erklären lassen, einiges an Notizen gemacht und hat dann angefangen mir zu erklären, dass ich „wieder lernen müssen regelmäßig und normal zu essen“, wie sie sich in etwa ausdrückte. Dass ich mehrfach – auch teils mit Nachdruck – meine Gastritis erwähnte, schien sie nicht zu interessieren. Nachdem sie einige spezifische Fragen zu meinen Beschwerden gestellt und für sich erkannt zu haben glaubte, das meine Situation nicht akut sei, könne ich ja eigentlich ganz normal essen. Ich müsse es nur tun.

So lautete zumindest ihr Urteil über mich und meine Situation. Und so schlug sie mir auch direkt solche Sachen vor, wie Marmelade auf mein Toastbrot, oder Honig, direkt zum Frühstück. Wobei ich ihr vergeblich versuchte klar zu machen, dass ich mit meiner Gastritis absolut keinen Zucker zu mir nehmen darf, momentan. Egal in welcher Form. Ich habe ihr sogar erklärt dass mir selbst bei den Vomex A Dragees schlecht würde, weil die mit einer dünnen Zuckerschicht umhüllt sind.

Ganz nebenbei ist das irgendwie auch wieder urkomisch, wenn man das mal am Rande bedenkt: Vomex A ist gegen Reisekrankheit und unbestimmte Übelkeit. Die Dragees blockieren bestimmte Rezeptoren im Gehirn und verhindern so dass das Gefühl der Übelkeit zum Gehirn durchdringt. Verursachen bei mir aber zunächst genau diese Übelkeit aufgrund des Zuckeranteils auf den Dragees, bevor sie wirken können.

Nun ja, wie dem auch sei, mein Fazit von der heutigen ersten Sitzung (von insgesamt zum Glück nur etwa 5) ist, dass diese Frau vielleicht Ahnung davon hat, wie man zunimmt beziehungsweise abnimmt, aber von Gastritis scheint sie absolut Null Ahnung zu haben und meine Situation wohl auch gar nicht ernst zu nehmen.

Trotzdem habe ich mich dazu bereit erklärt ihre Vorschläge, die sie zu Papier brachte und mir mitgab, schon allein aus Selbstdisziplin teilweise zu beherzigen und ein Ernährungsprotokoll zu führen und bis zum nächsten Termin in einer Woche wahrheitsgemäß auszufüllen. Wobei mir nicht wohl ist bei dem Gedanken, dass ich jetzt doch wieder quasi gezwungen bin, zu experimentieren, was mir und meinem Magen jetzt gut tut und was nicht. Etwas, was ich eigentlich vermeiden wollte.